
Lederpflege für Motorradbekleidung: Das sollten Sie wissen
Die richtige Motorradbekleidung ist die zweite Haut des Fahrers. Sie atmet, schmiegt sich an den Körper und schützt ihn vor dem Fahrtwind, den Fliegen und bei einem Unfall. Sie ist effizient und bedarf während des gesamten Jahres der besonderen Aufmerksamkeit und Pflege.
Die Motorradbekleidung wird im Sommer mit dem verwendeten Öl vor UV-Strahlung und Nässe geschützt und im Winter vor dem Austrocknen bewahrt. Sowohl Jacke und Hose als auch die Handschuhe und Stiefel werden stark beansprucht und bedürfen der Reinigung und Rückfettung. Selbst der Nierengurt muss seine wärmende Funktion behalten.
Inhaltsverzeichnis
Leder
Leder für die Kombi ist in jedem Fall einer Variante aus Stoff vorzuziehen, da es im Ernstfall eine höhere Beständigkeit gegen Abrieb aufweist und außerdem eingearbeitete Protektoren nicht so leicht verrutschen. Während Schuhe eher härter und stabiler gearbeitet sind, müssen Handschuhe sehr flexibel und weicher sowie dünner sein.
Von Glattleder spricht man, wenn die Narbenhaut, also die ursprüngliche Außenhaut des Tieres, gemeint ist. Es kann oberflächengefärbt und imprägniert oder als natürliches Anilinleder offenporig verarbeitet sein.
Rauleder ist entweder die Unterseite des Leders, die nach außen verarbeitet wurde oder das unbehandelte Spaltleder. Auch das angeschliffene Glattleder zählt zum Rauleder und wird Nubuk genannt.
Hydrophobierte Leder wurden in einem speziellen Gerbungsprozess gegen Wasserdurchlässigkeit gesperrt, dürfen aber mit herkömmlichem Lederfett nicht behandelt werden.
Nappaleder ist weiches, chromgegerbtes Kalbsleder, das seine offenporige Oberflächenstruktur behalten hat und neben Lammleder gerne zu Handschuhen verarbeitet wird. Allerdings können sie bei Nässe und der Reinigung abfärben, weshalb sie eigens am besten mit der Hand gewaschen werden.
Gleich nach dem Kauf
Vor dem ersten Gebrauch wird die Garnitur gepflegt und somit eingefettet. Mit kreisenden Bewegungen und einem Lappen wird das Pflegemittel dünn aufgebracht. Zuviel an Fett darf nicht verwendet werden, um die Poren nicht zu verstopfen, denn das Leder muss weiterhin atmen können. Mit einem Spray kann vorher noch eine Imprägnierung aufgetragen werden, dann saugt sich das Leder bei Regen nicht so schnell voll.
Bleiben fettige Rückstände, müssen sie mit einem Krepptuch abgewischt werden. Das Leder erhält seinen Glanz und bleibt geschmeidig.
Schuhe, Nierengurt und Handschuhe dürfen bei der Pflege nicht vergessen werden, sollen sie doch langlebig und vor allem sichern Schutz bieten, indem sie nicht brüchig werden.
Fliegen und Regen
Der eigene Körper ist bei der Fahrt dem Winddruck ausgesetzt und Fliegen werden mit hoher Wucht an der Motorradbekleidung zerdrückt. Sie kleben fest und müssen nach der Tour entfernt werden. Mit Wasser und einer Kernseife, einer Neutralseife, wird mit einer weichen Bürste oder einem weichen Schwamm der Fleck aufgeweicht und entfernt. Beschichtete und imprägnierte Lederarten sind unempfindlicher gegen Nässe, die daran leicht abperlt.
Offenporige Anilinleder können hässliche Wasserränder bekommen, und so ist bei der Reinigung mit Wasser Vorsicht geboten. Vor der Reinigung können Fixierer angewendet werden, die die Farbschicht und Imprägnierung erhalten.
Pflege, Pflegemittel und No-Goes
Jacken und Hose
Harz- und säurehältige Produkte zur Lederpflege dürfen gar nicht verwendet werden. Sie decken die Poren des Leders ab und lassen es nicht mehr atmen. Es wird nicht nur unansehnlich sondern gefährlich brüchig.
Pflegeöle ernähren das Leder, lassen es atmen und erzeugen einen natürlichen Glanz. Vaseline und Milchfett sind hier sehr zu empfehlen. Dazu wird ein weiches Tuch, etwa Microfaser, eingetaucht und das Öl in kreisenden Bewegungen einmassiert. Vor längeren Touren wird die Motorradbekleidung mit ein wenig Lederfett eingerieben, um es oberflächlich nässeabweisend zu machen.
Rauleder verträgt kein Wachs, da es die natürlichen Oberflächenstrukturen verklebt. Wird die Ledergarnitur im Wasserbad einer Komplettwäsche unterzogen, verwendet man am besten rückfettende Seifen. Auf die noch nicht ganz getrocknete Kluft wird das Pflegeöl aufgebracht. Es kann langsam einziehen, während das Wasser verdunstet.
Schuhe
Schmutz und Schweißränder werden mit lauwarmem Wasser abgewaschen. Auch hier wird, wie bei der Kombi, Lederseife und eine weiche Bürste zu Hilfe genommen. Eine Bürste aus Rosshaar eignet sich besonders, weil verlorengegangene Fette und Farbpigmente ersetzt werden. Bei Glattleder reicht oft das Abbürsten des Schmutzes oder leichtes Anfeuchten um Krusten zu entfernen. Jacke und Hose werden genauso behandelt und im Anschluss noch poliert.
Da Rauleder weite, offene Poren nach außen aufweist, kann auch bei trockenem Wetter viel Staub eindringen und das Leder in der unteren Schichte verschmutzen. Ausbürsten nach dem Ausflug hilft allemal. Denn kommt Nässe dazu, verklebt sich das Rauleder und wird speckig. Mit lauwarmem Wasser gewaschen, dann getrocknet und anschließend ausgebürstet erscheint das Rauleder sowohl der Schuhe als auch der Kombi wieder wie neu.
Handschuhe
Vor dem Reinigen müssen die Handschuhe längere Zeit in eine Fixierung getaucht werden, damit die Farben nicht ausgewaschen werden oder überbluten. Erst dann kommt das Lederwaschmittel mit Wasser gemischt ins Waschbecken. Nach etwa einer Stunde und mehrmaligem Durchkneten, werden die Handschuhe nur leicht ausgespült, sodass von der Pflege noch etwas haften bleibt. Nach den Glattstreifen werden die Handschuhe auf ein Handtuch gelegt und trocknen gelassen. Fön darf keiner verwendet werden und die Handschuhe sollen auch nicht auf die Heizung gelegt werden. Jetzt darf man nicht vergessen, immer wieder durchzukneten, damit die Fasern beim Trocknen nicht verkleben und das Leder hart wird. Schließlich wird der Anilinprotektor eingerieben und die Handschuhe mit einem rückfettenden Öl eingesprayt.
Nierengurt
Nierengurte sind zumeist aus Rindsleder hergestellt und werden unter der Jacke getragen. Verschlüsse aus Metall sind edel und sollen bei der Pflege nicht mitgefettet werden, da man sonst beim Öffnen oder Schießen abrutschen kann. Auch hier ist wie bei der Jacke oder der Hose wichtig, dass das Leder geschmeidig bleibt.
Aufbewahrung und Trocknung
Nasse Lederkleidung wird keinesfalls über der Heizung, in der Sonne oder mit dem Fön getrocknet. Leder muss langsam, schonend trocknen und darf nicht zusätzlich dem UV-Licht ausgesetzt werden. Jegliches Leder wird in einem trockenen Raum aufgehängt, der gut durchlüftet ist. Dies dauert zwar seine Zeit und man muss Geduld aufbringen, doch die Pflege lohnt sich im Hinblick auf Farberhalt, Glanz und Langlebigkeit.
Während des Winters werden die gereinigte und geölte Jacke sowie die Hose am Bügel aufgehängt und nie gefaltet und die Schuhe, vor Staub geschützt, in einem luftigen Sack ausbewahrt. So steht beim ersten warmen Wetter im Frühjahr einer sofortigen Ausfahrt nichts mehr im Wege.