Die Meisterschaft der Motorradveteranen findet auch 2018 wieder statt. Es werden zwei Siegertitel vergeben, einer für Solomaschinen und einer für Gespanne. Im Jahr 2017 haben mehr als 1500 Fahrer an der Meisterschaft teilgenommen. Damit ist die Deutsche Historische Motorradmeisterschaft die größte Motorrad-Rennsportserie Deutschlands.
Der Veteranen-Fahrzeug-Verband als Initiator der Meisterschaft
Im Jahre 1956 wurde in Neckarsulm das Deutsche Zweiradmuseum eröffnet. Anlässlich dazu lud der ADAC zum Ersten Internationalen Zweiradtreffen in die Stadt ein. Jeder Besitzer eines Motorrads bis zum Baujahr 1932 konnte daran teilnehmen. Im folgenden Jahr kamen Fahrer aus Österreich, der Schweiz, Holland, Dänemark, Frankreich und England mit ihren Veteranen dazu. Es fand dadurch eine internationale Bestärkung des Gedankens statt, historische Fahrzeuge zu erhalten und die Motorräder in Veteranenwettbewerben sportlich einzusetzen. Auch entstand 1957 die Idee, einen Veteranen-Fahrzeug-Verband zu gründen. Die Idee wurde dann 1959 in Neckarsulm in die Tat umgesetzt.
Der Veteranen-Fahrzeug-Verband (VFV) besitzt heute 2600 Mitglieder aus über 220 Klubs in aller Welt. Der Vereinszweck ist die Wahrnehmung und Förderung der Interessen von Eigentümern historischer Fahrzeuge wie Automobile, Motorräder, Lastwagen, Traktoren – und Fahrräder! Der Verband hilft seinen Mitgliedern bei der Restaurierung und Zulassung der Fahrzeuge, besorgt Registrierungen “neuer” alter Fahrzeuge, die nicht mehr in amtlichen Registern geführt werden und deshalb keine technische Zulassung mehr besitzen, veranstaltet Treffen, Ausfahrten und Wettläufe, stellt den Kontakt unter den Migliedsorganisationen her, unterstützt das Zweiradmuseum in Neckarsulm und gibt eine Mitgliederzeitschrift mit dem Titel “VFV-Info” heraus, die sich mit Themen rund um alte Fahrzeuge und ebenso die alte Infrastruktur, zum Beispiel noch erhaltene Tankstellen, dreht. Das Ziel der Pflege des historischen Kulturgutes Fahrzeug verschaffte dem Veteranen-Fahrzeug-Verband den Status der Gemeinnützigkeit.
Die Leitung des Verbandes ist wie die Vereinsmitglieder über ganz Deutschland verstreut. Das Sekretariat sitzt in Rheinland-Pfalz, wo auch der Verein eingetragen ist. Das Augenmerk des Verbandes ist nicht nur auf die Erhaltung und Präsentation historischer Fahrzeuge gerichtet, sondern auch auf deren ehemaliges Umfeld. So wurde in ehrenamtlicher Hilfestellung die älteste noch vorhandene Motorradfabrik Deutschlands von August Wurring (AWD) in Breitscheid, wo seit 1921 Motorräder gebaut wurden, mit einem neuen Dach versehen. Auch soziales Engagement wird großgeschrieben. Der Erlös einer Rallye des Verbandsmitgliedes AMC Alzenau floss in die Unterstützung eines Kindergartens, der mit – natürlich – Kinderfahrzeugen ausgestattet wurde.
Der Verband unterhält auf seiner Webseite für die aktuelle Kommunikation der Verbandsmitglieder zwei Foren. Einmal das Automobilforum und dann noch das Motorradforum. Letztgenanntes nimmt für sich in Anspruch, mit 50.000 Klicks pro Tag und stolzen 50.000 Fachthemen, die bearbeitet werden, das größte Fachforum weltweit zu sein. Nach Registrierung können auch Nichtverbandsmitglieder dort teilnehmen. Der Verband veranstaltet auch praktische Restaurierungsseminare für betagte Fahrzeuge, deren Wiederaufbau aus Mangel an Ersatzteilen ja nicht ganz einfach ist und beteiligt sich an Oldtimer-Ausstellungen.
Die Deutsche Historische Motorradmeisterschaft
Unter diesem Namen hat sich in den letzten 20 Jahren ein eigenständiger Bereich innerhalb des VFV entwickelt. Der Startschuss fiel 1970, als Wilhelm Herz, selbst ein Klassemotorradfahrer und der damalige Leiter der Hockenheimring GmbH, die Besitzer historischer Maschinen zu einem Rennen innerhalb des Internationalen Maipokal-Rennens einlud. Die Begeisterung bei den Zuschauern war groß. Aus dieser Spaßfahrt heraus entstand die Idee, eine reguläre Meisterschaft mit Reglement für historische Motorräder ins Leben zu rufen. Das geschaffene Meisterschaftsreglement teilt die Fahrzeuge nach Baujahresgrenzen ein, sorgt für die Einhaltung des baulichen Originalzustands, kümmert sich um technische Besonderheiten und legt die spezifischen Durchführungsbestimmungen fest. Aufgrund der technischen Anforderungen hat sich mittlerweile um den VFV eine breite Szene an Helfern und Handwerkern gebildet.
Der Rennmodus
Nach dem Meisterschaftsreglement sind Motorräder bis 1993 zur Teilnahme berechtigt. Eine Maschine von 1993 unterscheidet sich aber gewaltig von einer aus den 30er Jahren. Deshalb musste ein Modus gefunden werden, wie die unterschiedlichen Leistungen der Motorräder und das fahrerische Können vergleichbar gemacht werden konnten. Als Renngrundlage wurden deshalb die Gleichmäßigkeitsläufe eingeführt. Das besagt, dass derjenige Fahrer gewinnt, dem es gelingt, seine in der zweiten gefahrenen Runde auf der jeweiligen Rennstrecke ermittelte Geschwindigkeit für alle folgenden Rennrunden so genau wie möglich einzuhalten. Und genau ist hier genau! Denn bereits eine Abweichung von einer 1/1000 Sekunde bringt einen 1/1000 Strafpunkt ein. Gemessen wird die Geschwindigkeit durch an den Maschinen angebrachte Transponder, welche das gefahrene Tempo ständig per Funk an die Zentrale übermitteln.
Aufgrund der stetig wachsenden Teilnehmerzahlen mussten dann doch einzelne Klassen eingeführt werden. Heute gehen Motorräder in 22 Klassen an den Start.
Die Rennen finden unter der Aufsicht des Deutschen Motor Sport Bundes statt (DMSB), sind also keine Oldtimerfahrten zum Vergnügen, sondern echte Rennläufe.
Das Reglement
Alle Fahrer benötigen für die Teilnahme und Wertung eine Lizenz der Klassen A, B oder H. Wer nur für die Klassenwertung antreten möchte, benötigt eine C-Lizenz. Ausländische Teilnehmer müssen eine Startzulassung des Deutschen Motor Sport Bundes beantragen, wenn sie nicht über eine der genannten Lizenzen verfügen. Beim DMSB werden auch die Lizenzen verkauft.
Eine Rennteilnahme ist nur nach vorheriger historischer und technischer Prüfung der Maschine durch den VFV möglich. Die Überprüfungen finden vor dem Rennen statt. Die Dokumente für das Motorrad und die Lizenz sind dabei ebenso vorzulegen. Nach der Fahrerbesprechung, deren Teilnahme Pflicht ist, erfolgt vor dem Rennen noch ein Training zum Kennenlernen des Kurses, darunter ein Pflichttraining, ohne dessen Absolvierung keine Freigabe für das Rennen erfolgt. Im Vorfeld eines Rennens ist eine Nennung von Maschine und Fahrer notwendig, und es ist ein Nenngeld zu bezahlen.
Die Fahrzeugklassen
Die Bauperioden der Motorräder sind so festgelegt:
- „Antik“ bis 1919
- „Vintage“ 1920 – 1930
- „Post Vintage“ 1931 – 1949
- „Classic“ 1950 – 1967
- „Post Classic“ 1968 – 1983
- „Youngtimer“ 1984 – 1993
Die Teilnahme an der Meisterschaft ist in folgenden Klassen möglich:
- Antik bis Bj. 1919
- Vintage/Post Vintage 1920 – 1949
- Classic bis 250 ccm 1950 – 1967
- Classic bis 350 ccm 1950 – 1967
- Classic bis 500 ccm 1950 – 1967
- Clubsport 1979 – 1983 bis 650 ccm
- Clubsport 1979 – 1983 über 650 ccm
- Post Classic GP 1968 bis 1983
- Singles (Einzylinder, Viertakt) ab 450 ccm 1984 – 1993
- T Twins (Zweizylinder, Viertakt) ab 550 ccm 1984 – 1993
- Clubsport 125 – 250 ccm/2-Takt + 125 – 350/4-Takt Ein- und Zweizylinder +
- 250 ccm Mehrzylinder bis 1978
- Clubsport 500 ccm Ein- und Zweizylinder + 350 ccm Mehrzylinder bis 1978
- Clubsport 750/2-Zylinder + 500/Mehrzylinder bis 1978
- Clubsport 1000 ccm bis 1978
- Youngtime Supersport (4-Takt) 1984 – 1993, bis 400 ccm (Vierzylinder)
- Youngtime Supersport (4-Takt) 1984-1993, 401-600 ccm (Vierzylinder)
- 50/80 ccm bis zum historischen Ende dieser Klasse
Gespannklassen:
- Gespanne bis 1949 und Classic Gespanne bis 1967
- Clubsport Gespanne Sitzer 15 Zoll bis 1983
- Gespanne Kneeler 750/2-Takt + 1000/4-Takt bis 1983
- Post Classic GP/Youngtime GP Gespanne bis 500 ccm 1968 – 1993
- Youngtime Renngespanne 350 ccm 2-Takt und 600 ccm 4-Takt 1984 – 1993
Bei den Klassen der frühen Baujahre regeln die Technischen Eingrenzungen, welche Ausstattungen bei den jeweiligen Motorrädern erlaubt und welche nicht erlaubt sind. Beispielsweise dürfen bei Motorrädern aus der Frühzeit der technischen Entwicklung keine elektronischen Bauteile Verwendung finden, oder andere als Speichenräder, usw.
Die Rennen
Es werden jedes Jahr rund acht Rennen als Wertungsläufe für die Meisterschaft durch den Verband festgelegt. Darunter befinden sich so namhafte Rennkurse wie Hockenheim, Schleiz, Nürburg. Die Saison beginnt jedes Jahr mit einer Einstellfahrt nach der Winterpause im März, wo die Teilnehmer ihre Maschinen ausprobieren und für die kommende Rennsaison trainieren können. Zu den einzelnen Rennen starten zwischen 300 und 400 Maschinen. Bei den Rennen lassen sich im Schnitt rund 20.000 Zuschauer nicht die Gelegenheit entgehen, die historischen Fahrzeuge in Augenschein nehmen zu können und auch in Aktion zu erleben.
Der Sieger der Meisterschaft wird aus den Ergebnissen aller Wertungsläufe ermittelt. Der Fahrer mit den geringsten Differenzzeiten wird zum Sieger gekürt. Es werden zwei Meistertitel vergeben als
Deutscher Historischer Motorrad-Meister
und
Deutscher Historischer Motorrad-Gespannmeister Fahrer
bzw.
Deutscher Historischer Motorrad-Gespannmeister Beifahrer
Um als Beifahrer bei den Gespannen am Titel beteiligt zu sein, müssen mindestens 50 % der Rennläufe mitgefahren werden.
Zu den technischen Anforderungen und den Fahrzeugklassen, dem Reglement, dem Rennmodus und der Meisterschaft 2018 sind für Interessierte pdf-Dateien auf https://www.vfv-dhm.de/reglement/ verfügbar.
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